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Selbst sitze ich bei einem verspäteten Frühstück. Du schickst bereits Bilder von deinem Abendessen. Es ist Dienstag, und da geht deine Gastmutter mit dir und deiner Gastschwester immer in den Cowboys Leagus Club. Dienstags findet dort wohl immer ein Lottoabend satt – ähnlich wie Bingo, schreibst du. Die Bilder sprechen Bände – ich kann es mir gut vorstellen: Genau dein Ding 😀 Aber immerhin schwärmst du von dem Essen. Selber willst du kein Lotto spielen – wäre dir das Geld nicht wert. Gutes Kind, Papa spielt sowas auch nicht! Gedanklich bin ich jetzt gerade auch schon bei unserem Abendessen. Dabei fällt mir ein, du wolltest mein Rezept der Penne Carbonara haben. Vielleicht mache ich die heute Abend und ich nehme das für dich einmal auf Video auf.
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…indem das Kind Langeweile hat 😀 Ein verpasster Videoanruf in unserem Chatverlauf. Mist denke ich, was ist los – etwas wichtiges? Ich versuche dich umgehend per Videoanruf zu erreichen. Keine Antwort. „Schatz, alles gut?“ Ganze 20 Minuten später: „Ja, mir ist nur langweilig“. Wir verabreden uns für meine Mittagspause – da fahre ich nach Hause und wir haben Zeit. Ganze 40 Minuten haben wir gequatscht. Du liegst auf dem Bett deiner Gastschwester – sie liegt neben dir. Ihr chillt. Du hast noch deine Schuluniform an und fängst an zu erzählen- wie ein Wasserfall. Du berichtest von der Schule, von deinen Aktivitäten, deinen Freunden und von dem Essen. Heute hast du mit deiner Gastmutter eingekauft – du vermisst unser Essen. Du hast den Einkaufswagen nur mit Sachen vollgepackt, wo du Bock drauf hast: dunkles Brot, Lachs, Avokado, Fleisch und vieles mehr. Deine Sorge, die Gastmutter wäre darüber erschrocken, war unbegründet. Du erzählst, dass sie sich richtig gut um euch kümmern würde – sie fährt euch überall mit dem Auto hin und geht mit euch auch ins Restaurant. Ich merke du fängst an, die deutsche Sprache mit englischen Worten zu „spicken“ und frage, ob du schon in English träumen würdest. Nein, aber du hast dich selber dabei erwischt wie du bei deinen Hausaufgaben beginnst, in Englisch zu denken.
Von der High-School erzählst du, dass sie einfach riesig sei – so viele Gebäudekomplexe. Zwischen den Unterrichtsstunden habt ihr zwei Minuten Zeit, um die Klasse zu wechseln. Das würde zum Teil nicht ausreichen wenn man beispielsweise von Block A in den Block D laufen müsste. Ohnehin sei es ein einziger Irrgarten und du müsstest oft Schulkameraden nach dem Weg fragen. Heute hattest du deine International Student Water Skills Qualification. Eine Art Schwimmtest. Kindergarten, sagst du.
Du fragst ob es bei uns anders ist ohne dich: Ja! Es liegen keine Klamotten mehr auf dem Boden herum. Ich kann die Treppe ohne Hürden von Jacken und Taschen einfach nach oben gehen. Das Bad? Aufgeräumt! Wir haben heute morgen sogar darüber nachgedacht, dass unsere gute Haushaltsfee vielleicht nur noch alle zwei Wochen kommen braucht. OK, das wolltest du jetzt nicht hören 😛 Ob du uns vermisst, frage ich. Verlegen bringst du ein „Nicht so richtig“ heraus. Gut, das wird bestimmt noch kommen denke ich. Aber besser ist es natürlich für alle Beteiligten so.
Wir haben solange gesprochen, dass uns die Themen ausgehen – du schaust stumm in die Kamera und ich „erlöse“ dich dadurch, dass ich mir jetzt das Mittagessen machen müsse. Bei uns ist es ja 12:00 Uhr. Wir verabschieden uns und ich denke: Cool, warte einfach ab bis deine Tochter Langeweile hat, dann wirst du mit Informationen zugebombt 😀
Die letzten drei Tage sind vergangen wie im Flug. Mama und ich sind gerade wieder im Karneval unterwegs – du weißt ja, dann wird es bei uns immer etwas hektischer und es bleibt wenig Zeit für die anderen Dinge. Gerade fühlt es sich für mich an, als ob ich dich in den letzten Tagen vernachlässigt habe – ich habe dir kaum geschrieben. Du warst mit den Nachrichten auch etwas karger. Nur kurz mal eine Info, was gerade bei dir geht. Du bist viel unterwegs. Jetzt kommt mehr und mehr der Alltag rein. Auf beiden Seiten. Heute morgen schickst du ein Video. Du hast die Umgebung von deinem Haus eingefangen. Du schreibst, dass ihr wieder im Rock Pool schwimmen gewesen seid und du mit deinen Freunden in Cafes bist. Nach der Schule seid ihr zu einer Freundin nach Hause gefahren. Die Familie hat im Garten einen Pool. Was soll man bei der Hitze auch machen, außer ständig im Wasser zu hängen 😀
Komisch für mich, dass in unserem Wohnzimmer jetzt nur noch meine Uniform hängt und ich ohne dich mit den Stadtsoldaten unterwegs bin. Viele Kadetten und Kameraden fragen nach dir – wie es dir geht und wie du dich einlebst. Auch die ehemaligen Betreuer des Kindercorps stellen viele Fragen – sie kennen dich am längsten, bist ja schon seit jungen Jahren ein Karnevalsjeck 🙂 Also mache ich in dieser Session den Karneval ohne dich und freue mich, dass du im kommenden Jahr wieder mit dabei bist.
Foto links: Marion Müller-White / Foto rechts: Privat
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Letzte Woche Donnerstag haben wir dich am Frankfurter Flughafen für die folgenden 317 Tage verabschiedet. Das ist jetzt schon eine Woche her – gefühlt, bist du gerade erst gestern durch die Zollkontrolle gegangen.
Du bist schon öfters alleine von zu Hause weg gewesen. Auf Austauschfahrten mit der Schule, Ferienfreizeiten mit Organisationen oder wie letztes Jahr für zwei Wochen in England bei einer Gastfamilie. Irgendwie war das nie ein großes Thema bei uns – wir wussten ja, nach spätestens zwei Wochen kommst du wieder zurück. Eine überschaubare Zeit, für alle Beteiligten. Da konnte ich es auch gut vertragen, wenn wir einmal für drei Tage keinen Kontakt hatten. Heute aber fällt es mir deutlich schwerer und ich werde von Mama ermahnt, nicht soviel im WA-Familienchat zu fragen 🙁
Umso glücklicher bin ich aber jetzt gerade, weil du dich mit uns für 13:00 Uhr zum Videotelefonat verabredet hast. Ich denke, dann ist es bei dir doch schon 22:00 Uhr – ziemlich spät. Vorher hast du aber keine Zeit, weil du jetzt noch einmal schwimmen gehst. Um 20:00 Uhr deiner Zeit – im Meer, es sei ja schließlich warm genug schreibst du.
Du schickst ein Bild mit einem abgetrennten Poolbereich vom Meer. Ziemlich cool – und das quasi direkt von deiner Haustüre. Ich will es natürlich genau wissen und stalke schon wieder 😯 Ah, Rock Pool heißt der Strandabschnitt und habe jetzt ein Gefühl dafür, was du gerade tolles erlebst.
Foto: PrivatQuelle: Googlemaps (unbeabsichtigte und unbezahlte Werbung)
Und dann, endlich 13:00 Uhr unserer Zeit – 22:00 Uhr deiner Zeit, das Videotelefonat! Es geht dir gut und wir spüren, dass du bereits einen Alltag lebst. Der Tag würde schnell vorüber gehen – du hast von 8:45 bis 15:00 Uhr Schule und danach unternimmst du noch etwas mit deiner Gastmutter oder Gastschwester. Abends würdest du völlig erschöpft ins Bett fallen. Die Hitze macht dir offenbar noch am meisten zu schaffen – dein Körper braucht halt noch Zeit. Du erzählst von deinen ersten Schultagen und davon, dass die Australischen Mitschüler dich ziemlich „cool“ finden. Sie haben Recht! Die Verständigung klappt recht gut – nur in der Schule würdest du noch nicht ganz so mitkommen. Kein Wunder, fremde Sprache und dann noch Schulstoff mit möglicherweise Fachbegriffen. Auch das braucht halt noch etwas Zeit.
Am Wochenende möchtest du mit deine Gastschwester das Musical Mama Mia – besuchen – das gastiert jetzt in deiner Stadt. Ich checke das Internet und finde die Seite „What´s on in Townsville“. Ah, die speicher ich mir mal direkt ab. Man will ja informiert bleiben 😉
Wunderbar, alle Fragen beantwortet, Papa beruhigt. Zeit für dich ins Bett zu gehen – wir haben hier ja noch ein paar Stunden bis zum Abend.
Ich komme gerade von der Arbeit nach Hause. Bei dir ist es 3:00 Uhr in der Nacht und vermutlich schläfst du tief und fest. Wir haben kaum voneinander gehört heute. Schon heute morgen, bei dir war es später Nachmittag, hatten wir kaum Zeit für einen Kontakt. Du warst unterwegs und ich auf dem Sprung zur Arbeit. Dabei war ich doch neugierig wie dein zweiter Schultag gewesen ist und wie du in deiner Schuluniform aussiehst. Nun, wir haben uns wenigstens für ein Videotelefonat verabredet – morgen. Ich denke, dass sich in den kommenden Tagen und Wochen mehr und mehr der Alltag auf beiden Seiten einschleichen wird und wir vermutlich deutlich weniger Kontakt haben werden. Der Gedanke daran ist mir jetzt noch fremd, aber ich mache mir bewusst, dass weniger auch mehr sein kann. Mehr und intensiver wenn wir uns in einem Videotelefonat sehen.
Nachdem ich meine Gedanken verdaut habe, bin ich in die Garage gegangen. Ich suche etwas. Ich sehe dein Fahrrad dort stehen. So wie es immer steht, wenn du damit zur Schule fährst. Mir wird in diesem Moment bewusst, dass du das Fahrrad knapp ein Jahr nicht nutzen wirst – ich kann es an die Wand zu den anderen Fahrrädern hängen. Es sind diese unerwarteten Dinge – die Momente, wo du durch ein einfaches Fahrrad oder was auch immer daran erinnert wirst, dass deine Tochter noch für 311 Tage fern der Heimat ist.
Wer mich kennt weiß, dass ich ein kleiner Flaggennarr bin. Ich habe unzählige Flaggen zu nahezu allen Anlässen: Weihnachten, Ostern, Neujahr, Halloween, Geburtstag, Kirchentagen, Hochzeitstag, Länderflaggen, Familienflagge, Karneval und viele mehr. Warum? Ich weiß es nicht. Im Garten weht bei mir immer eine Flagge.
Wer glaubt, eine Fahne sei einfach nur ein Stück Stoff welcher im Wind weht, hat sich geirrt. Es gibt eine Flaggenkunde – die sogenannten Vexillologie. Die Flagge dient schon seit sehr langer Zeit der Kommunikation über große Entfernung. Schließlich kann man mit ihr entsprechende Zeichen oder Botschaften mitteilen. Auch dient eine Flagge oftmals einfach nur als Erkennungsmerkmal.
Während die Flagge des Bundespräsidenten auf der Villa Hammerschmidt oder auf Schloss Bellevue nur gehisst wird, wenn dieser zu Hause ist, soll bei uns die Australische Flagge für die Zeit wehen, in der Alina“außer Haus“ ist.
Man muss für den „Spökes“ nicht verrückt sein, aber leicht einen an der Murmel zu haben, hilft ungemein 🙂
Foto: Privat
Die australische Flagge basiert auf der Blue Ensign und kann in drei Elemente eingeteilt werden:
Die Australische Flagge trägt den Spitznamen Southern Cross, das linke obere Eck trägt den Union Jack, die Flagge des Vereinigten Königreichs Großbritanien und Nordirland, dessen Kolonie Australien bis 1901 war und an das es weiterhin durch seine Mitgliedschaft im Commonwealth lose gebunden ist.
Links, unter dem Union Jack, steht ein großer weißer, siebenstrahliger Stern der Commonwealth Star genannt wird. Sechs Strahlen stehen für die sechs Bundesstaaten Australiens, der siebte für die sogenannten Territorien.
Die rechte Hälfte der Flagge zeigt eine Anordnung von fünf weiteren weißen, unterschiedlich großen Sternen, die das Sternbild Kreuz des Südens repräsentieren. Einer davon ist fünfstrahlig, die übrigen vier siebenstrahlig.
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Heute hattest du deinen ersten Schultag, wobei dein Tag nach unserer Zeit ja schon gestern Abend begonnen hat. Kurz vor dem zu bett gehen haben wir dir noch einen guten Start und viel Erfolg gewünscht. Wir waren mindestens so aufgeregt wie du.
Heute morgen nach dem Aufstehen, bei dir ist es jetzt schon wieder 16:00 Uhr, liegt dein erster Schultag bereits hinter dir und wir erreichen dich beim shoppen – ganz vertraut bei H&M. Kreditkartenkonto: checked! 🙂
Von deinem Schultag berichtest du, dass dieser ziemlich unspektakulär gewesen sei. Alle neuen Austauschschüler, überwiegend Deutsche, sowie eure Austauschskoordinatoren hätten sich spielerisch kennengelernt. Auch hättet ihr bereits eine kleine Tour durch die Schule gemacht. Spannend würde es für dich erst morgen werden, denn da erhälst du deine Schuluniform und würdest erstmalig mit deinen australischen Mitschülern in Kontakt kommen.
Jetzt bin ich erst einmal arbeiten. Wenn ich wieder zu Hause bin, schläfst du bereits wieder tief und fest.
Was hat es eigentlich auf sich mit dem Australia Day – und warum hat Alina an dem Montag frei, obwohl der Feiertag am Sonntag war?
Geschichtliche Hintergründe zum Australia Day
Am 26. Januar 1788 hisste Captain Arthur Phillip zum ersten Mal die britische Flagge in der kleinen Bucht im Port Jackson von Sydney und erstmals betrat ein Europäer den australischen Kontinent. Die 11 Schiffe waren zuvor am 13. Mai 1787 in Portsmouth (England) in See gestochen. Die Crew bestand aus 550 Besatzungsmitgliedern. An Bord waren auch 756 Sträflinge. Die Schiffe brachen auf, um in Australien britische Strafkolonien zu gründen. Bereits am 18. Januar landete die First Fleet in Botany Bay. Hier war James Cook am 29. April 1770 gelandet. Doch diese Bucht erwies sich für eine Besiedlung als ungeeignet, deswegen ging die First Fleet erst in Sydney Cove an Land.
Früher wurde der Feiertag für einige Jahre auf den nächstgelegenen Montag verlegt, damit die Bürger ein langes Wochenende hatten. Heute wird der Australia Day am wirklichen Datum – nämlich den 26. Januar – begangen. Fällt der Feiertag jetzt auf ein Wochenende, so ist auch der darauffolgende Montag frei.
Bräuche und Traditionen am Australia Day
Im ganzen Land finden am Nationalfeiertag viele Veranstaltungen statt. Die patriotischen Australier feiern, was ihre Nation so besonders macht. Tausende Menschen finden sich beispielsweise an der Promenade des Sydney Harbour ein, um sich die Regatta auf dem Wasser anzuschauen. In kleinen Gemeinden wird der Feiertag sehr oft mit einem gemeinschaftlichen Frühstück eröffnet. Zuvor wird die Landesflagge gehisst und die Nationalhymne gesungen. Es gibt Strandpartys, Paraden bzw. Festumzüge sowie jede Menge Sportveranstaltungen, Festivals und Konzerte. Der Tag wird abends gekrönt von einem Feuerwerk. Das beeindruckendste Feuerwerk wird in Perth gezündet. Hier findet auch die größte Veranstaltung zum Australia Day statt, bei der sich mehr als ein Drittel der Perther Einwohner an den Ufern des Swan Rivers einfinden und ausgelassen feiern.
Am Gedenktag werden auch sogenannte Citzinenship Ceremonies abgehalten. Mit diesen Festakten heißt Australien neue Staatsbürger willkommen. In kulturellen und historischen Ausstellungen wird die australische Geschichte erlebbar gemacht.
Kritik am Australia Day
Viele Australier betrachten den Gedenktag als gewöhnlichen Feiertag und feiern ihn recht ausgelassen. Eine Minderheit übt jedoch Kritik, denn mit der Ankunft der Briten brach für die australischen Ureinwohner eine Zeit der Unterdrückung an. Die Kritiker bezeichnen den Tag daher auch als Invasion Day bzw. Survival Day. Ihrer Meinung nach würde der Feiertag die Unterwerfung der Aborigines feiern.
Die Kritiker fordern, anstelle des Australia Days den ANZAC Day zum Nationalfeiertag zu erklären. Ein weiterer diskutierter Vorschlag ist die Verschiebung auf den 1. Januar. Hiermit soll an den ersten Januar 1901 erinnert werden. An diesem Datum schlossen sich sechs unabhängige Kolonien zum Commonwealth of Australia zusammen.
Wissenswertes zum Australia Day
Heute befindet sich an der Einfahrt zur Sydney Cove das weltberühmte Sydney Opera House sowie die südliche Auffahrt zur Sydney Harbour Bridge.
Captain Arthur Phillip war einer der ersten Europäer, der australischen Boden betrat.
Am Australia Day hört man sehr oft die Parole: “Aussie, Aussie, Aussie, Oi, Oi, Oi”.
Zugegeben, Steffi und ich sind Tatort-Junkies. So haben wir natürlich auch gestern unser Ritual gefrönt. Wie sich das für einen gut informierten Bürger gehört, schauen wir zuvor die Tagesschau 🙂 Mit dem Beginn „Es ist 20:00 Uhr, hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau“, plingt eine WA Nachricht auf: „Kannst du bitte noch etwas mehr Geld auf die Kreditkarte laden, weil wir morgen einen Ausflug machen und ich ja auch noch die Schuluniform kaufen muss?“. Zuerst denke ich, dass man mit dem aktuellen Kreditkartensaldo durchaus einen sehr guten Kurzurlaub finanzieren könnte – dann aber, warum ist sie überhaupt wach? Es ist bei dir 5:00 Uhr morgens. Du kannst nicht schlafen, schreibst du. Na klar – Time-Lag. Wir schreiben noch ein wenig „belangloses Zeugs“ hin und her, wobei ich jede Nachricht und Information von dir aufsauge wie ein Schwamm. Dann ist wieder Ruhe im Chat.
Der wirklich gut informierte Bürger schaut nach dem Tatort die Tagesthemen oder Anne Will. Langweilige Diskussion – ab ins Bett. Ich schreibe dir: „Guten Morgen Schatz, wir gehen jetzt ins Bett. Gute Nacht!“ Ein komisches Gefühl überkommt mich – wir haben wirklich immer nur ein kurzes Zeitfenster, wo wir miteinander sprechen können. Wir müssen uns darauf einschwingen.
Die Nacht war ruhig – vielleicht auch deswegen, weil Mama erstmals ihr Mobil hat in der Küche unten liegen lassen. In den Nächten zuvor lag es griffbereit auf dem Nachttisch. Auch konnte ich es „vermeiden“ nachts auf mein Mobil zu schauen, wenn ich mal eben zur Toilette musste. Schleicht sich hier etwas Normalität ein?
Heute morgen, ich bin um 7:00 Uhr wach, schickst du uns erste Bilder von einem traditionellem Gebäck und einer Latte Macciato. Kraftvolles Frühstück denke ich, aber bei dir ist ja schon wieder 16:00 Uhr – also Kaffeezeit. Du berichtest, dass ihr auf dem Ausflug seid und zeigst uns Bilder von unberührten Landschaften. Auch kommt ein erstes Bild von dir mit deiner Gastschwester – ihr habt es mit einem Filter versehen – so nennt man das wohl, wenn verrückt Bildchen zu sehen sind. Das zeigt mir, dass es dir gut geht und ihr Spaß habt. Ein schönes Gefühl. Eine kleine Videosequenz in dem Snapchat -Account zeigt darüber hinaus ein weghüpfendes Känguru. Dein erstes Kängurus in Freiheit – oder wenn ich richtig denke, überhaupt wie der Rheinländer sagt.
Ich gehe duschen und bemerke, der Abfluss läuft nicht richtig ab. Bestimmt ist das Auffangsieb wieder mit euren Haaren voll – die von dir und Mama, wobei deine langen Haare der größte Übeltäter darstellt. Aus der Nummer bin ich mit meiner Frisur nämlich definitiv raus! Ich habe das Sieb schon tausende Male gesäubert. Heute aber erstmals mit dem Gedanken, dass ich deine Haare letztmalig für die kommenden Monate entferne. GENAUGENOMMEN FÜR DIE KOMMENDEN 313 TAGE. Auf zur Arbeit, wenn ich wieder zurück bin, schläfst du schon wieder. Wir haben im normalen Tagesbetrieb wirklich nur ein kurzes Zeitfenster…
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Sicherlich gibt es eine Menge an professionellen Organisationen denen man sein Kind für ein Auslandsjahr anvertrauen kann. Wer die Wahl hat, hat oft auch die Qual. Wir hatten es hier glücklicherweise sehr einfach. Eine liebe Bekannte – Sabine – ist Leiterin des Teams „Schüleraustausch weltweit“ bei Experiment e.V. Wir haben uns daher ausschließlich mit dieser Organisation beschäftigt. Sabine bat uns ein gemeinsames Gespräch zum kennen lernen an. Hier stellte sie ihre Organisation vor und erklärte uns die verschiedenen Möglichkeiten eines Auslandsjahres. Alina stellte viele Fragen was mir zeigte, dass sie sich schon intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hatte. Ich war positiv überrascht.
Ursprünglich war es ihr Wunsch, in die USA zu gehen. New York hatte es ihr auf einer unserer Reisen angetan – das Land der tausend Möglichkeiten und der Stadt, die niemals schläft. Sabine holte Alina recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurück und erklärte ihr, dass alle von den großen Städten träumen, die meisten jedoch eher auf das „Platte Land kommen“. Hier seien eben mehr Familien bereit, Austauschschüler aufzunehmen. Klar hätte man auch nach New York kommen können, aber das wäre ein so genanntes Wahlprogramm gewesen. Das bedeutet, je genauer du deinen Wohnort oder sogar die Schule bestimmen möchtest, desto teurer es wird. Fakt war, das sprengte unsere Preisvorstellung. Alina war sichtbar enttäuscht. Sabine stellte dann einmal Australien und Neuseeland zur Diskussion. Sie erklärte, die Preise wären günstiger – und dies sogar bei einem Wahlprogramm. Alina solle sich einfach einmal mit den Ländern beschäftigen. Gesagt, getan!
Alina fing an zu googlen und zu recherchieren. Mit einmal kam sie und offenbarte uns: „Ich gehe nach Australien – auf die Pimlico State High School“. „Warum“, fragte ich. „Weil es dort das Great Barrier Reef gibt und ich ja einen Tauchschein habe. Die Schule liegt direkt vor dem Reef“. DAS WAR NATÜRLICH EIN ARGUMENT 🙂
Auch wir beschäftigten uns mit Australien und den dortigen Möglichkeiten. Und in der Tat, das Land hat Charme. Wir hatten die Idee, ein befreundetes Pärchen zu befragen. Er, hatte in Australien studiert und beide lebten dort eine Zeit lang. Bei einem gemeinsamen Abendessen schwärmten sie derart von Australien und den subjektiven Vorzügen gegenüber den USA. Sie empfahlen die Stadt Townsville – diese sei von der Größe ähnlich wie Bonn und würde damit für Alina eher vertraut sein als die Großstädte Sydney & Co. „Townsville – in Queensland?“, fragte ich. „Ja, genau das Townsville“. BÄHM – Townsville liegt direkt an der Küste gegenüber des Great Barrier Reef und dort befindet sich auch Alina´s Wunschschule. Ab diesem Zeitpunkt gab es definitiv keine Alternative mehr. Die Entscheidung war gefallen. Die Familie beschäftigte sich die folgenden Wochen nur noch mit Townsville und der Pimlico State High School. Nebenbei erfuhren wir, dass es in Townsville mit einer der schönsten Strände Australiens geben soll. Die Bewerbung begann….