Zweite Welle? | X+166

Mein Schwiegervater schickt mir einen Zeitungsartikel. Darin wird von einer zweiten Corona-Welle in Australien gesprochen. Ich lese ihn, weil ich zur Zeit nahezu alles was mit Australien zu tun hat, aufsauge. Melbourne hat den zweiten Lockdown. Das ist von dir weit entfernt, denke ich. Nach wie vor checke ich alle paar Tage die Fallzahlen in Queensland, insbesondere Townsville. Seit Wochen gibt es nun keine Neuinfektionen. Ich werde die Entwicklung natürlich weiterhin beobachten. Du bist nach meinem Empfinden dort weiterhin „sicher“. Auch an der Goldcoast, wo du dich mit deiner Gastmutter gerade im Urlaub befindest.

3 Monate oder 91 Tage | X+91

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Foto: Pixabay.de

Heute vor drei Monaten haben wir dich nach Australien verabschiedet. Von deinen 317 Tagen bist du nun bereits 91 Tage dort und wirst noch 226 weitere Tage bleiben. Wie geht es mir damit? Ich frage mich, ob der Begriff „Alltag“ der Richtige ist? Genau genommen, Ja! Und das bedeutet nicht, dass ich dich nicht vermisse oder du mir egal bist. Viele fragen mich: „Wie läuft es bei euch, ich könnte das ja nicht“. Warum denn eigentlich nicht, denke ich dann? Weil man es dem eigenen Kind nicht zutraut oder weil man seine eigenen Bedürfnisse voranstellt? Nicht loslassen will, möchte, kann? Es soll sie ja geben – die Helikoptereltern. Ich für meinen Teil bin jedenfalls froh und dankbar, dass wir alle diese Erfahrung machen dürfen. Du, Mama und ich. Wenn ich ganz tief in mich hineinspüre, dann empfinde ich stolz! Ich bin stolz auf dich – unheimlich stolz! Nicht nur, weil du mit deinen 15 Jahren dieses Abenteuer angegangen bist sondern auch, weil du bereits eine zusätzliche Herausforderung dort meisterst: Die aktuelle Coronakrise. Du hast in dieser Zeit erlebt, wie unterschiedlich Menschen damit umgehen: Deine Freundinnen, die nach Hause wollten oder von anderen Freundinnen, deren Eltern ihre Kinder zu Hause haben wollten. Die meisten haben Australien bereits nach wenigen Wochen wieder verlassen. Und keiner kann sagen, was ist richtig und was ist falsch. Heute morgen, bei dir ist es bereits 16 Uhr, haben wir telefoniert. Du chillst und schaust etwas Netflix. Die Schule hat für dich seit Montag wieder begonnen – auch hier eine neue Erfahrung: Online Schooling. Du kommst aber recht gut damit klar. Nachdem du anfänglich mit deiner Freundin, die gerade in deine Nachbarschaft gezogen ist, gemeinsam vor dem Laptop saßt, lernst du nun lieber alleine. Das findest du effektiver. Auch hier, eine Selbsterfahrung. Das hast du alleine entschieden. Du bist dir sehr bewusst, was gut oder weniger gut für dich ist. Ich frage dich wie du die drei Monate empfindest? Ob sie dir lange vorkommen? Nein, auch du berichtest von einem gewissen Alltag. Dieser ist zwar gerade etwas eingeschränkt aber absolut erträglich, wie du sagst. Du meisterst das alles sehr selbstbewusst. Ich bin stolz mein Schatz!

Nach unserem Telefonat habe ich ein Blick auf die aktuellen Corona-News in Queensland geworfen. Das gehört mittlerweile zu meinem Standard morgens. In den letzten 24 Stunden vermeldete Queensland zwei neue Infiziert. Die Zahl ist damit auf 1.026 gestiegen. Davon sind bereits 738 Personen wieder genesen. Nur 20 Personen befinden sich im Krankenhaus. In deiner Stadt, Townsville, gibt es noch 5 aktive Fälle, 19 Personen sind genesen. Sehr überschaubar. Die Statistikseite von Queensland ist überarbeitet worden. Finde ich sehr gelungen.

Die neue Seite findet man hier:
https://www.qld.gov.au/health/conditions/health-alerts/coronavirus-covid-19/current-status/statistics

Home Schooling | X+84

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Die aktuelle Entwicklung in Australien ist positiv zu bewerten. Die Fallzahlen der Neuinfektionen für Gesamtaustralien sind weiter rückläufig. In Queensland entsprechend rückläufig und in Townsville, deiner Stadt, hat es seit dem 08.04.2020 keinen weiteren bestätigten Fall gegeben. Von 23 bestätigten Fällen sind 11 bereits wieder genesen. Australien macht in Sachen Corona-Krise meines Erachtens einen guten Job. Heute kommt eine Mail von deiner Schule. Darin heißt es, dass die ersten fünf Wochen nach den Ferien der Unterricht von zu Hause Online stattfindet. Im Vorfeld wurden bereits die technischen Einrichtungen abgefragt und entsprechend gecheckt. Respekt! Du bist mit der Situation recht entspannt. Ohnehin freust du dich, da gerade erst eine Schulkameradin mit ihrer Mutter direkt in deine Nachbarschaft gezogen ist – nur fünf Minuten von dir entfernt. Das findest du super, keine langen Wege um sich zu treffen. Doch du stellst fest, die Jugendlichen in Australien gehen fast alle einem Nebenjob nach. Demnach hat sie, weil Ferien sind, aktuell wenig Zeit. Finde ich super – ich meine das mit dem Nebenjob. Schade, dass es dir als Austauschschüler verboten ist, in Australien zu jobben. Das wäre keine schlechte Lernerfahrung 😀 Wenngleich du ja hier in Deutschland auch nicht untätig bist und sehr oft Babysitting machst. Ich bin sehr gespannt, wie das mit dem Onlinelernen in der Praxis dann funktioniert. Wann sind die Ferien eigentlich um?


Corona: Update | X+76

Hospitals are ready
Quelle: https://www.health.qld.gov.au/news-events/doh-media-releases/releases/queensland-novel-coronavirus-covid-19-update24

Nahezu jeden Tag werde ich gefragt wie es dir geht. Gerne verweise ich dann auf diesen Block. Ich denke, er spiegelt ganz gut deine aktuelle Situation wider und vor allem, dass es dir gut geht. Ich habe eine weitere Rubrik verlinkt „Corona“. Hier sind nun alle Beiträge gespeichert, die in irgendeiner Weise mit dem Thema zu tun haben. Eben für den schnellen Blick. Zum Stand der Dinge: Mit unserer gemeinsamen Entscheidung, dass du in Australien bleibst, fühlen wir uns nach wie vor sehr komfortabel. Lassen wir nur die nackten „Zahlen sprechen“ sieht die Lage wie folgt aus: Australien zählt aktuell 5.895 Infizierte, davon sind 1.080 Personen wieder genesen. In Townsville, deiner Stadt, gibt es bislang 23 bestätigte Fälle. Das ist ein Plus von 7 Personen gegenüber dem 29. März 2020. Berechnet man die so genannte Verdopplungszahl, also die Größe, auf welche so viele achten, kommen wir auf 22 Tage. Deutschland liegt aktuell bei 12 Tagen und strebt 14 Tage an. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Menschen in Australien infizieren, nimmt deutlich ab. Das bestätigt auch der Blick auf die aktuelle Grafik der vielbeachteten John Hopkins Universität. Australien hatte ja recht frühzeitig Maßnahmen ergriffen. Verfolgt man die aktuelle Berichtslage des Department of Health in Queensland, ist folgende Kernbotschaft zu erkennen: Die Krankenhäuser sind für alle Kranheitsfälle geöffnet – es gibt keine Engpässe.

Quelle: https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html?fbclid=IwAR2-U8okX02GrPAU-sgnFLC9VlEh1-I5Xu2Ud1WHO6wvcKtTV7JcuspK8Nk#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6

Corona, Corona, Corona… | X+66

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Quelle: https://www.health.qld.gov.au/

Irgendwie ist man aktuell nur mit Nachrichten von der Corona-Krise konfrontiert. Egal ob im Fernsehen, den Zeitungen, den sozialen Medien oder persönlichen Gesprächen. Alles dreht sich nur um Corona. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um negative Berichterstattungen. Ich muss echt aufpassen, dass ich mich von der Stimmung nicht anstecken lasse. Zugeben muss ich allerdings, dass ich in den letzten Tagen vermehrter die Lage in Australien beobachte. Ich lese bereits australische Nachrichten, im Besonderen das Townsville Bulletin. Diese Seite habe ich als Link gespeichert. Bei meinen Recherchen bin ich auch auf das Gesundheitsdepartment von Queensland gestoßen. Sehr interessant, auch hier setze ich einen Leselink. Das Department veröffentlicht täglich die Fallzahlen der mit Corona-Infizierten in den einzelnen Städten. Seit Tagen ist die Anzahl der Infizierten in Townsville unverändert: Nur 16 Personen. Das ist im Vergleich zu uns hier in Bonn sehr überschaubar. Wir melden aktuell 259 Fälle (Stand 29.03.2020).

Eben haben wir noch einmal telefoniert. In unseren Telefonaten versuche ich deine Stimmung einzufangen. Ohne dich mit dem Thema nerven zu wollen, frage ich vorsichtig nach der aktuellen Coronasituation bei dir. Ich spüre, das nervt dich. Du versicherst mir, dass es für dich vollkommen in Ordnung ist. Deine Gastmutter arbeitet aktuell von zu Hause aus. Hier berichtest du von einer skurrilen Situation die mich echt lachen lässt: Zuvor muss man wissen, deine Gastmutter ist in Weihnachtsdekoration vernarrt. Sie liebt Weihnachten und kauft nahezu alles im Sale, was mit Weihnachtsdeko zu tun hat. So ist es für dich auch völlig normal, dass im März dort noch vier Weihnachtsbäume im Haus aufgebaut sind und überall Weihnachtsdeko hängt. Daran hast du dich gewöhnt. Strange! Nun gab es bei deiner Gastmutter ein Problem beim Homeofficezugang zu ihrem Department. Ihr Chef kam persönlich vorbei und wollte das Problem lösen. Was hat deine Gastmutter gemacht? Sie hat kurzerhand die Weihnachtsdeko abgehangen und die Weihnachtsbäume in deinem Zimmer „versteckt“. Für dich eine gute Gelegenheit, das Thema „Rückbau Weihnachtsdeko“ noch einmal anzusprechen. Ich bleibe gespannt.

Wir haben 18:00 Uhr bei uns, es kommen Fotos über unseren Familienchat herein. Warum schläfst du nicht, frage ich mich. Bei dir ist es jetzt 2:00 Uhr in der Nacht. Deine Antwort: Weil ich wach bin. Aha, nicht gerade erschöpfend die Antwort, aber sicherlich richtig 😀 Die Fotos sind von heute Abend mit einer Freundin. Ihr seid zum Sonnenuntergang noch etwas schwimmen gewesen. Einfach Mega. Die Bilder spiegeln eure Gelassenheit und Lebensfreude wider. Schön, dass ihr euch nicht von den ganzen negativen Nachrichten anstecken lasst.

Meine abgespeicherten Links:
Townsville Bulletin: https://www.townsvillebulletin.com.au/
Department of Healts: https://www.health.qld.gov.au/

Du bleibst in Australien | X+57

Foto: Pixabay.de

10:50 Uhr
Obwohl das Videotelefonat mit dir und deiner Gastmutter noch aussteht, sind wir drei uns einig: Du bleibst vor Ort in Australien. Die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gilt für nicht notwendige touristische Reisen – also für diejenigen, die auch in absehbarer Zeit wieder zurück nach Deutschland müssen. Du aber hast noch einen Aufenthalt bis Dezember – also weit mehr als acht Monate. Weiterhin sind, nach unseren Recherchen, die Zustände auf den Flughäfen aktuell nicht mehr kalkulierbar. Wir lesen es und hören es auch von direkt Betroffenen aus dem Bekanntenkreis. Es kann also sein, dass du in Sydney, Dubai oder wo auch immer, einfach keinen Weiterflug mehr bekommst. Dann wärst du wirklich auf dich alleine gestellt – das Risiko gehen wir definitiv nicht ein! Es fühlt sich einfach besser und „richtiger“ an, dich vor Ort zu belassen. Wir werden heute Abend mit dir und deiner Gastmutter sprechen – bis dahin heißt es bei euch den letzten gemeinsamen Tag mit deiner Gastschwester zu verbringen. Sie reist morgen ab.

12:30 Uhr
Wir hatten gerade unsere Videokonferenz. Kurzum, unsere Einschätzung und unser Gefühl, was die Lage in Australien betrifft, wurde von der Gastmutter bestätigt. Sie ist auch der Meinung, dass du zum jetzigen Zeitpunkt in Australien weniger Risiken ausgesetzt ist als bei uns in Deutschland. Deine Gastmutter ist über die Lage – auch über die Grenzen hinaus – gut informiert. Vielleicht auch deswegen, weil sie selber für das Gouvernement arbeitet. Bei dir ist es jetzt 23:30 Uhr und Zeit, ins Bett zu gehen. Ihr müsst morgen recht früh raus. Dann heißt es Abschied nehmen von deiner Gastschwester 🙁

Auswärtiges Amt: Weltweite Reisewarnung | X+56

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Das Auswärtige Amt schreibt: Wir warnen vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in das Ausland, da mit starken und weiter zunehmenden drastischen Einschränkungen im internationalen Luft- und Reiseverkehr, und der weltweiten Einreisebeschränkungen, Quarantänemaßnahmen und der Einschränkung des öffentlichen Lebens in vielen Ländern zu rechnen ist. Das Risiko, dass Sie Ihre Rückreise aufgrund der zunehmenden Einschränkungen nicht mehr antreten können, ist in vielen Destinationen derzeit hoch.

Unsere Organisation Experiments e.V. reagiert promt und empfiehlt, dich nach Hause zu holen. Letzten Endes würde man den Eltern die Entscheidung aber selber überlassen. Was tun? Fakt ist, wenn es eine offizielle Reisewarnung der Regierung gibt, muss die Organisation das ernst nehmen und eine solche Empfehlung aussprechen. Alles andere wäre fahrlässig und ggf. auch regresspflichtig. Wir müssen aber eine Entscheidung treffen. Diese wollen wir rational und weniger emotional treffen. Vor allem aber gemeinsam mit dir und deiner Gastmutter. Dazu haben wir schon ein erstes Telefonat mit dir geführt. Du wirkst geknickt und das kann ich verstehen. Deine Gastschwester muss das Land verlassen und die beiden Deutschen Mitschüler, die mit dir nach Australien gekommen sind, sollen auch nach Hause. Das ist der Wunsch deren Eltern. Sie selber würden gerne bleiben. Natürlich hinterlässt das Spuren. Mit einer der beiden verstehst du dich sehr gut. Wir sprechen darüber was hier in Deutschland gerade passiert und die Konsequenzen für das soziale Miteinander sind. Weiterhin, dass Europa gerade das Epizentrum der Corona-Krise ist. Australien ist mit aktuell 568 Fällen vergleichsweise harmlos betroffen. Natürlich kann sich das ändern. Im Schlimmsten Fall geht es dann soweit, dass auch dort das soziale Leben eingeschränkt wird – also stellt Deutschland aus dieser Perspektive aktuell keinen Vorteil für dich dar. Dort wo du lebst ist alles weitläufiger, deutlich weniger Menschen auf engerem Raum. Wichtig oder nicht – es ist Fakt und fühlt sich für mich sicherer an. Du zählst nicht zu den Risikopatienten – du bist zudem Nichtraucher. Das Raucher ein höheres Risiko haben, ist aktuell bestätigt. Im Worst Case: Die medizinische Versorgung in Australien ist auf einem sehr hohen Niveau. Fühlt sich auch gut an. Das Rückreiserisiko halte ist zum jetzigen Zeitpunkt für ungleich höher als dort zu bleiben. Wir haben es gerade erst auf unterschiedlichen Flughäfen erlebt. Bleibt noch die Meinung deiner Gastmutter. Du berichtest, dass sie dich bei sich behalten würde. Ihr kommt sehr gut miteinander klar. Zu wissen, deine Gastmutter steht voll im Leben, gepaart mit dem Gefühl, dass sie reflektiert ist und fünf Jahre Erfahrung im Austauschsprogramm hat, beruhigt. Schlussendlich verabreden wir ein gemeinsames Videotelefonat mit dir und ihr. Eine abschließende Entscheidung werden wir dann fällen.

Corona betrifft dich mittelbar | X+53

Foto: Privat

Eine WA-Nachricht kommt. Deine Gastschwester müsse wegen der Corona-Krise Australien verlassen und vorzeitig nach Hause fliegen. Sie kommt aus Norwegen und die Behörden dort haben Sorge, dass sie bei einer Verschlimmerung der Lage nicht mehr in Norwegen einreisen dürfe. Puh, als ich diese Nachricht lese, rutscht mir erst einmal das Herz in die Hose. Was ist mit dir? Aber ich besinne mich und erkenne die Intention: Das Auslandsjahr endet für deine Gastschwester ohnehin in knapp drei Monaten und aktuell „plant die Welt“ eben recht kurzfristig. Vielleicht können wir noch nicht absehen wie es in zwei oder drei Monaten aussieht, aber in acht Monaten sollte sich die Lage doch wieder beruhigt haben. Dann wäre nämlich dein Auslandsjahr offiziell zu ende. Du schreibst, du hättest mit Corona kein Problem und würdest dir auch keine Sorgen machen. Eine gewisse Sorglosigkeit ist OK, denke ich. Dennoch gebe ich dir ein paar Tipps an die Hand, wie man aktuell mit der Situation umgehen könnte. Dass man sich öfters die Hände waschen sollte und vielleicht auch bei wirklichem Bedarf mal desinfizieren könnte, lass ich nur nebenbei fallen. Das weißt du ohnehin. Doch dann fragst du, ob auch du gegebenenfalls wegen der Krise nach Hause müsstest. Hieran erkenne ich, dass dich das Thema doch nicht so kalt lässt. Ich erkläre dir meine ganz persönliche Meinung dazu und das beruhigt dich. Wir tauschen uns noch etwas aus und du schickst ganz bezaubernde Bilder von dir.

Die Welt im Ausnahmezustand: Krisenmodus | X+52

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Foto: Privat

11:30 Uhr
Hatte ich geschrieben: „Aber ich weiß, dass der Gesamteindruck deines Auslandsjahres unvergessen bleibt. Wie vermutlich unsere aktuelle Kreuzfahrt von den Seychellen nach Kreta“. Für die Kreuzfahrt könnte ich einen eigenen Blog schreiben. Doch ein kurzer Abriss von Anfang:

Wir sind jetzt seit sechs Tagen auf See unterwegs. Unser erster Landgang auf den Seychellen wurde aufgrund der Corona-Krise abgesagt. Darauf sind wir direkt nach Salala in den Oman durchgestartet. Wir sollten dort einen Tag länger als geplant verweilen und die Route dann wie gebucht fortsetzten. Auf dem Weg nach Salala teilte man uns mit, dass auch dort die Einreise verweigert würde; wir sollten es in Richtung Muskat, ebenfalls im Oman, versuchen. Recht schnell wurde klar, Muskat will uns auch nicht. Gut, Proviant war ausreichend an Bord. Außerdem eine eigene Brauerei. Der Kapitän teilte mit, dass die Rederei einen Notfallplan eingeleitet hat und versucht, uns so schnell wie möglich von Bord, Richtung Heimat, zu bringen. Es ist jetzt angedacht, nach Dubai zu fahren wenngleich noch nicht klar ist, ob der Scheich der Einreise zustimmt. Man sei im ständigen Kontakt. Bislang bin ich völlig entspannt. Nachrichten aus der Welt erreichen uns über den Nachrichtenkanal der Rederei. Außerdem können wir uns, wenn auch sehr mühsam, mit Familie, Freunden und Bekannten über die aktuelle Lage austauschen.

Foto: Privat

Wie es dir geht und ob du etwas von der Krise mitbekommst, frage ich. Du wirkst ebenfalls entspannt und schickst ein Foto – du bist auf einer Geburtagsparty. Während in Deutschland jetzt die Schulen und Kitas schließen, geht es bei dir den gewohnten Gang. Du hättest entschieden, einfach weiter zur Schule zu gehen. Gute Idee denke ich 🙂

Mama und ich haben kurzfristig den geistigen Einfall, von Dubai nach Australien zu fliegen – um den vorzeitigen Abbruch der Kreuzfahrt zu kompensieren. Ich glaube, du würdest nicht schlecht gucken wenn es klingelt und wir vor der Türe stehen. Heute morgen aber wurde der Plan durchkreuzt. Australien stellt alle Einreisende für zwei Woche unter Quarantäne. Schade, ein neuer Plan muss her. Vielleicht bleiben wir noch etwas in Dubai? Aber zunächst müssen wir ja überhaupt erst einmal einreisen dürfen. Das sollen wir in zirka zwei Stunden erfahren.

14:30 Uhr
Der Kapitän hat sich gemeldet. Jetzt ist klar, wir gehen von Bord und werden nach Hause fliegen. Direkt vom Schiff zum Flieger. Keine Umwege, nicht über Los ziehen. Morgen früh um 7:00 Uhr werden wir in Dubai anlegen und in den darauffolgenden zwei Tagen werden alle Passagiere sukzessive nach Hause geflogen. Wann genau und zu welchem Flughafen wird man uns kurzfristig mitteilen. Es kann sein, dass wir auch nach München fliegen und von dort weiter nach Hause. Egal, jetzt gibt es einen klaren Heimreiseplan.

Die Welt befindet sich gerade in einer Ausnahmesituation und du bist weit von uns entfernt. Befremdlich dieser Gedanke. Wir müssen uns darauf verlassen, dass die Verantwortlichen für dich dort alles richtig machen. Wobei keiner so richtig weiß, was richtig oder falsch ist. Auch wir könnten in dieser Situation für dich nur nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Da ist sie wieder – dieses Lernerfahrung: Loslassen und vertrauen.