Zugegeben, Steffi und ich sind Tatort-Junkies. So haben wir natürlich auch gestern unser Ritual gefrönt. Wie sich das für einen gut informierten Bürger gehört, schauen wir zuvor die Tagesschau 🙂 Mit dem Beginn „Es ist 20:00 Uhr, hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau“, plingt eine WA Nachricht auf: „Kannst du bitte noch etwas mehr Geld auf die Kreditkarte laden, weil wir morgen einen Ausflug machen und ich ja auch noch die Schuluniform kaufen muss?“. Zuerst denke ich, dass man mit dem aktuellen Kreditkartensaldo durchaus einen sehr guten Kurzurlaub finanzieren könnte – dann aber, warum ist sie überhaupt wach? Es ist bei dir 5:00 Uhr morgens. Du kannst nicht schlafen, schreibst du. Na klar – Time-Lag. Wir schreiben noch ein wenig „belangloses Zeugs“ hin und her, wobei ich jede Nachricht und Information von dir aufsauge wie ein Schwamm. Dann ist wieder Ruhe im Chat.
Der wirklich gut informierte Bürger schaut nach dem Tatort die Tagesthemen oder Anne Will. Langweilige Diskussion – ab ins Bett. Ich schreibe dir: „Guten Morgen Schatz, wir gehen jetzt ins Bett. Gute Nacht!“ Ein komisches Gefühl überkommt mich – wir haben wirklich immer nur ein kurzes Zeitfenster, wo wir miteinander sprechen können. Wir müssen uns darauf einschwingen.
Die Nacht war ruhig – vielleicht auch deswegen, weil Mama erstmals ihr Mobil hat in der Küche unten liegen lassen. In den Nächten zuvor lag es griffbereit auf dem Nachttisch. Auch konnte ich es „vermeiden“ nachts auf mein Mobil zu schauen, wenn ich mal eben zur Toilette musste. Schleicht sich hier etwas Normalität ein?
Heute morgen, ich bin um 7:00 Uhr wach, schickst du uns erste Bilder von einem traditionellem Gebäck und einer Latte Macciato. Kraftvolles Frühstück denke ich, aber bei dir ist ja schon wieder 16:00 Uhr – also Kaffeezeit. Du berichtest, dass ihr auf dem Ausflug seid und zeigst uns Bilder von unberührten Landschaften. Auch kommt ein erstes Bild von dir mit deiner Gastschwester – ihr habt es mit einem Filter versehen – so nennt man das wohl, wenn verrückt Bildchen zu sehen sind. Das zeigt mir, dass es dir gut geht und ihr Spaß habt. Ein schönes Gefühl. Eine kleine Videosequenz in dem Snapchat -Account zeigt darüber hinaus ein weghüpfendes Känguru. Dein erstes Kängurus in Freiheit – oder wenn ich richtig denke, überhaupt wie der Rheinländer sagt.
Ich gehe duschen und bemerke, der Abfluss läuft nicht richtig ab. Bestimmt ist das Auffangsieb wieder mit euren Haaren voll – die von dir und Mama, wobei deine langen Haare der größte Übeltäter darstellt. Aus der Nummer bin ich mit meiner Frisur nämlich definitiv raus! Ich habe das Sieb schon tausende Male gesäubert. Heute aber erstmals mit dem Gedanken, dass ich deine Haare letztmalig für die kommenden Monate entferne. GENAUGENOMMEN FÜR DIE KOMMENDEN 313 TAGE. Auf zur Arbeit, wenn ich wieder zurück bin, schläfst du schon wieder. Wir haben im normalen Tagesbetrieb wirklich nur ein kurzes Zeitfenster…