Gefühlt habe ich ja schon einige Flaggen in den letzten 15 Jahren gestrichen (so nennt man das „reinholen“). Aber heute war es wirklich etwas besonderes. Zum einen war noch nie eine Flagge so lange gehisst wie die Australische, und zum anderen wird diese Flagge vermutlich auch nicht mehr gehisst. Anders wie meine sonstigen Flaggen, die je nach Jahres- oder Themenzeit immer wieder mal dran kommen. Von daher habe ich ein kleines Video als Erinnerung gedreht. Die Flagge bekommst jetzt du – Alina. Du kannst sie zu deinen sonstigen Mitbringsel und Erinnerungen packen.
Leben in der Bude | Y+1

4:30 Uhr – im Dachgeschoß nehme ich Bewegungen wahr. Zunächst erschrocken, bin ich dann wieder in der Realität. Du bist ja wieder zu Hause und kannst vermutlich nicht schlafen. Jet-Lag. Ich versuche noch etwas zu pennen, gelingt mir aber nicht wirklich. Zu viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. Der gestrige Tag war schon eine Gefühlssamba. Schlussendlich stehe ich gegen 7:00 Uhr auf und gehe runter ins Wohnzimmer. Du sitzt schon dort mit einem Buch. Es ist, als wärst du nie weg gewesen – du sitzt genau so wie immer da. Eingemummelt in einer Decke. Vermutlich hast du auch wieder nur kurze Shorts an – im Winter. Wie immer 🙂
Mama steht auch ziemlich früh auf – obwohl wir uns den Tag in der Praxis freigenommen haben und ausschlafen könnten. Unser erstes gemeinsames Frühstück nach 317 Tagen steht ja nun bevor. Das kennst du so ja gar nicht mehr. Also hole ich Brötchen, ihr deckt den Tisch. Schön, es fühlt sich rund an – komplett, wieder vereint. So soll es sein, so darf es bleiben. Ich bin gespannt, was die neue gemeinsame Zeit so mit sich bringt.
Die Nikoläusin kommt früher | X+317 oder Y-0

Die Heizung geht an – ihr wisst ja, dann sind es bei uns 6:00 Uhr. Die Katze jault. Die Katze bekommt ihre Tablette, Fressen und eine Streicheleinheit. Die Katze jault weiter. OK, die Tablette wird gleich wirken, sie wird sich beruhigen. DIE KATZE JAULT IMMER NOCH! Es sind 7:45 Uhr. An Schlafen nicht mehr zu denken. Was hat sie heute nur? Es ist, als ob sie deiner Rückreise wegen aufgeregt ist. Du sitzt derweil nach einem Zwischenstopp in Abu Dhabi wieder seit knapp zwei Stunden im Flieger. Eine kurzer Blick auf WA ist ernüchternd: „2:06 AbuDhabi“. Was sollst du auch anders schreiben? Nach mittlerweile 22 Stunden Aufenthalt im Flieger mit Maske bist du sicherlich erschöpft. Die Ankunftszeit ist mit 20 Minuten früher berechnet. Rückenwind! Jetzt werde ich in Ruhe einmal einen Kaffee trinken, Nachrichten checken, Zeitung lesen. Wenn Mama gleich wach ist, wir gefrühstückt haben, werden wir uns mal langsam auf den Weg Richtung Frankfurt machen. Die Spannung steigt. Mein Count-Down zeigt, es sind nur noch wenige Stunden 🙂

8:45 Uhr:
Es scheint, als willst du jetzt mit aller Kraft nach Hause. Die Ankunftszeit ist noch einmal neu berechnet worden. Ganze 30 Minuten früher jetzt. OK, ich habe verstanden: Mama muss jetzt geweckt werden 😀
9:35 Uhr:
Die Kurzfassung ist: Wir fahren los zum Flughafen. Kommen genau zu der Uhrzeit an, zu der du landest. Aber du musst ja noch die Koffer holen. Wir laufen zum Ankunftsterminal und warten… warten… warten. Dann endlich. Die Türen öffnen sich und du bist mit einer der Ersten Passagiere die kommen. Wir rufen dich und du siehst uns. Den Rest zu beschreiben? Nicht möglich! Gefühlswirrwarr. Wie eine emotionale Explosion – eine Atomexplosion. Tränen, schluchzen, Freude…. Du bekommst deine Willkommensbox. Eine Zusammenstellung kleiner schöner Dinge für dich. Wieder Tränen, Freude. Irgendwann, die restlichen Passagiere sind schon alle durch, gehen wir auch zum Parkhaus und fahren nach Hause. Kurzer Abstecher bei der Oma – sie hatte Sorge, dass sie deine Rückreise nicht mehr erlebt. In meinen Augen natürlich völlig unbegründet aber so sind die alten Menschen nun einmal. Wow, wow, wow – to much Emotionen. Dann endlich geht es wirklich zu uns nach Hause. Du siehst das Willkommensbanner und freust dich riesig 🙂
Die Zeit vergeht bis zum Abend wie im Fluge. Zum Abendessen hast du dir Kesselskuchen gewünscht. Freunde kommen noch – zwei Haushalte – fünf Personen. Ein schöner gemeinsamer Abend. Wieder vereint – die Theuerzeit´s wieder komplett.
Noch einmal schlafen | X+316 oder Y-1
8:30 Uhr:
Guten Morgen Deutschland. Mein erster Blick geht aufs Mobile. Dort finde zwei kurze Nachrichten: „In Sydney“ – „Im Hotel“. Ich rufe dich an und du bist schon zurück auf dem International Airport und suchst dein Check-In Schalter. Der Rezeptionist hätte dir gesagt, lieber drei Stunden als zwei Stunden vor Flug dort sein. Sehr nett. Dir geht es gut, du hättest lange geduscht und dich etwas ausgeruht. Ich höre, wie du während des Telefonates die Dinge vor Ort regelst – dein Check-In. Ich bin etwas nervös, weil es hier um diesen berüchtigten Corona-Test und der Weiterreise nach Abu Dhabi geht. Aber alles läuft reibungslos. Du erhältst dein Ticket und bist eingecheckt. Die Koffer aufgegeben. Erleichterung auf beiden Seiten. Wir quatsche noch etwas belangloses Zeug. Ich lese, dass eine Familie in Australien einen Koalabären beim Schmücken des Weihnachtsbaum entdeckt hat. Als ich dir das vorlese sagst du, weiß ich. Deine Gastmutter hätte dir die Nachricht auch schon aufs Mobil geschickt. Oh, eine super Story in Australien offensichtlich 🙂
Wir verabreden uns für ein späteres Telefonat, wenn du in den Flieger einsteigst.

10:50 Uhr:
Boarding ist abgeschlossen, du sitzt im Flieger und schickst noch eine Nachricht bevor du Australien verlässt. Ein Bild. Ein Lacher. Du hast eine Schlafmaske auf und ich kann nicht mehr vor lachen. Mama und Papa wünschen dir einen guten Flug. In weniger Minuten sagst du Tschüß Australien und begibst dich auf einen 15-stündigen Flug – weiter Richtung Heimat. Schlaf gut.

Letzter Tag | X+315 oder Y-2
6:45 Uhr:
Ich stehe auf und mache mich fertig.
7:30 Uhr:
Ich bin in der Praxis obwohl ich erst um 9:00 Uhr meinen ersten Termin habe. Steffi meint, ich sei „fickerig“ – im Sinne von nervös 😀
Was für ein Quatsch! Überhaupt nicht!
In meinen Mails erwartet mich schon eine Alarmbotschaft von dir. Die Organisation in Australien benötigt noch dringend ein unterschriebenes Formular, dass wir mit deinem Flug nach Deutschland einverstanden sind. Dieses soll bitte bis 4:00 Uhr australischer Zeit vor Ort vorliegen. Verkackt! Es ist bereits nach 4:00 Uhr. Ich fühle gerade eine Mischung zwischen Wut und Belustigt.
Ich meine es kommt ja nicht unerwartet, dass du morgen früh zurück nach Deutschland fliegen wird. Wenn du irgendwo übernachten oder eine Reise unternehmen wolltest, mussten wir das auch immer im Vorfeld genehmigen und die Formulare unterschreiben. Dafür habe ich ja Verständnis. Aber uns dieses Teil jetzt so kurzfristig zuzuschicken – während unserer Nachtzeit – und dann bei dir noch telefonischen Druck auszuüben, geht zu weit. Wie gesagt, grundsätzlich finde ich das in Ordnung aber heute mehr als lächerlich. Was soll denn passieren wenn ich dieses Formular nicht unterschreibe und pünktlich zurückschicke?
Ich schreibe der Verantwortlichen eine freundliche Mail wo ich sinngemäß Götz von Berlichingen zitiere „Sie könne mich am Arsche lecken!“.
„I hereby assure that we are informed, our daughter is returning to Germany. And yes, we even agree to it.“
Die Tante hat dir in dem Jahr viel zu oft das „Leben dort erschwert“, jetzt bekommt sie die Retourkutsche: Kein Formular – Ätsch! Soll sie zusehen, wie sie das ihren Vorgesetzten erklärt.
So, nachdem das geklärt wäre, kann ich ja jetzt mal meinen Kaffee in Ruhe trinken….
12:30 Uhr:
Du hast deinen letzten Abend in Australien. Deine Gastmutter hat noch ein paar Freundinnen zum Abschied eingeladen. Geil, ihre Freundinnen 😀 Du wolltest das eigentlich nicht, konntest dich aber jetzt auch nicht rausziehen. Wir haben gerade telefoniert, du hast dich zurückgezogen, müsstest noch deinen Koffer packen 🙂 Schließlich geht es morgen sehr früh für dich los – heute Abend zu unserer Zeit. Mama und ich werden das aus dem Situation-Room begleiten.
Doch nun gehst du erst zu Bett. Das letzte mal – in Australien.
17:50 Uhr:
Schlafen kannst du offensichtlich nicht – zumindest kommen weiterhin Botschaften, Fragen und Postings bei Snap… Na gut, du hast ja noch ausreichend Zeit, im Flieger zu schlafen. Ganze 14 Stunden wenn es von Sydney nach Abu Dhabi geht. Ich bin gespannt, wann du die Nachricht schickst „Ich bin wach und abfahrbereit“.
22:15 Uhr:
Oh Gott – ich stalke schon wieder…
Du bist am Flughafen angekommen. Dein Gepäck ist eingecheckt. Ich weiß, dass du um 22:00 Uhr losgefahren bist. Zuvor habe ich mich gefragt, wann wirst du endlich aufstehen? Du wirst doch nicht verschlafen. Dann warst du endlich online – wir telefonieren kurz. Du beantwortest genervt meine letzten Fragen. Ich kann damit leben, weil mich beruhig es 🙂 Wir sprechen darüber, dass die Zeitangaben immer in Localzeit zu sehen sind – und in Sydney geht es schon mit einer Stunde Zeitunterschied weiter. Also schauen, dass sich auch die Uhren auf dem Mobil immer schön anpassen….
Derweil sitzen wir hier und vertreiben uns die Zeit. Zwischenzeitlich habe ich mir schon einmal die Flugradar-App runtergeladen. Dein erster Flug ist damit auch schon gespeichert. Ich gehe erst ins Bett, wenn der Flieger abgehoben hat und von dir kein Signal mehr kommt.
23:30 Uhr:
Alles OK, meldest du. Bist im Flieger und jetzt schon von der Maske genervt. Aber immerhin würde sie deine Pimpels verdecken 🙂 Ich muss so lachen. Der Flugradar verrät, dass ihr planmäßig abgehoben seid. 23:48 Uhr – Goodby Townsville!
Gespannt wie ein Flitzebogen | X+314 oder Y-3

Ich muss es zugeben. Ein gespannter Flitzebogen ist ein Scheißdreck gegen mich! Ich merke, dass die Anspannung von Tag zu Tag zunimmt. Noch drei Tage….
Planmäßig sollst du am Sonntag um 12:00 Uhr in Frankfurt landen. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Ganze 15.052 Km. Und die eine oder andere Hürde ist noch zu nehmen.
Als die Corona-Pandemie im März ausbrach habe ich nicht gedacht, dass wir Ende des Jahres, wenn du jetzt zurückkommst, immer noch mit dieser Situation kämpfen. Ich war der festen Überzeugung, dass die Rückreise ganz normal und easy stattfinden wird. Davon sind wir aber weit entfernt.
Insolvente Fluglinien, gestrichene Flugverbindungen, komplette Flugplanänderung haben wir bereits gemeistert. In Gedanken bin ich alle möglichen Situation durchgegangen. Für die mir abwägbaren Situation habe ich entsprechende Vorkehrungen getroffen. So hast du jetzt ein Hotelzimmer zum Rückzug während deines Aufenthaltes in Sydney. Auch das war nicht ganz einfach, du bist ja noch minderjährig und alleine unterwegs. Aber das Hotel hat mich sehr gut unterstützt und alles notwendige arrangiert.
Heute Nacht um 2:00 Uhr erreicht uns eine Nachricht von dir. Der, für die Flüge notwendige, Coronatest ist negativ. Prinzipiell bin ich von nichts anderem ausgegangen. Corona ist in Australien, speziell in Townsville, seit Monaten kein großes Thema mehr. Dennoch schwang immer eine unbewusste Sorge mit. Was, wenn dir durch ein positives Testergebnis der Flug verweigert wird. Gar nicht auszudenken….
Gut, hier können wir erst einmal aufatmen. Wahnsinn, wie wir beide die Organisation des Testes geregelt haben. Es galt zu beachten, dass der Test nicht älter als 96 Stunden vor Abflug ist. Dass du spät abends abfliegt – und dann auch noch an einem Sonntag – machte die Situation nicht einfacher. Das Wochenende konnten wir ja nicht mit einplanen, da die Labore an diesen Tagen nicht arbeiten. Nach langem hin und her, vielen Telefonaten mit dem Krankenhaus, haben wir dann einen entsprechenden Zeitplan entwickelt. Die Hürde haben wir genommen. Ich bin so stolz auf dich wie du das alles dort meisterst – alleine.
Jetzt gilt es zu hoffen, dass du mit diesem Test auch an Bord kommst – dass er für die Fluggesellschaft ausreichend ist. Ich sage dir, ich schlage drei Kreuze wenn du im Flieger von Sydney nach Abu Dhabi sitzt. Denn die Vereinigten Arabischen Emirat haben, was Corona betrifft, eine große Hürde zur Einreise aufgebaut. Ach ja, ich muss mir wieder die Flugradar-App laden, fällt mir ein.
Ich frage mich, wie es dir wirklich geht. Du sagst zwar alles gut aber es sind bei dir jetzt nur noch zwei Tage bevor es losgeht. Ich denke auch du weißt, dass sich jetzt ein großes Lebensereignis dem Ende zuneigt. Der Abschied dort ist ein völlig anderer Abschied als du seinerzeit von uns nach Australien geflogen bist. Damals wusstest du, du kommst wieder zurück nach Hause. Diesmal ist es aber, dass ein Lebensabschnitt für dich komplett beendet wird. Heute Morgen haben wir telefoniert und ich fragte dich, ob du dir noch einmal den Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang anschauen gehst. Du sagtest nein, das hättest du zu genüge in diesem Jahr gesehen. Außerdem bist du weiter mit den Abschieden beschäftigt. Ich finde das ganz toll, wie du deinen Abschied dort vorbereitest. Mit den wichtigen Freunden bist du essen gegangen. Du hast mit allen etwas persönliches gemacht und nicht einfach nur eine große Abschiedsparty. Große Partys liegen dir ohnehin nicht. Von daher brauchen wir auch kein schlechtes Gefühl haben, dass es keine große Willkommensparty mit vielen Personen gibt. Das ist uns hier ja leider verboten. Ohnehin bin ich sehr gespannt, wie du mit den Gegebenheiten in Deutschland zunächst zurecht kommen wirst. Du lässt wirklich ein „Stück Freiheit“ hinter dir.
Frühjahrsputz im Herbst | X+305
Nur noch 12 Tage bis du zurück bist. Das ist ein wenig wie „wir bekommen ein Baby“ 🙂
Mamas beginnen dann ja bekanntlich mit dem Nestbau. OK, dein Nest steht schon seit ein paar Jahren, ist aber seit mehr als 300 Tage etwas verwahrlost. Wir waren kaum in deinem Zimmer, ich hin und wieder mal für´s Klavierspielen – das war es aber auch schon. Heute hat Mama begonnen, dein Zimmer wieder herzurichten. Von der Dachspitze bis zum Boden alles blitzeblank gewienert. Die Fenster geputzt, die Deko ins rechte Licht gerückt, alles gewaschen, gebügelt, bezogen – und so weiter. Sie war echt fleißig. Wir merken, dass wir beide langsam unruhig werden. Die letzten Tage fangen an, sich zu ziehen. Aber auch die werden wir – was bleibt uns anders übrig – schaffen.
Endspurt – 15 days to go | X+302
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Die Australische Regierung lässt uns wissen, dass dein Visum in Kürze auslaufen wird. Gedanklich sind wir ja schon ein paar Tage im Modus „Endspurt“. Gerade erst hast du erfahren, dass es eine erneute Flugplanänderung gibt. Du fliegst jetzt sehr früh von Townsville nach Sydney und hast dort einen neunstündigen Aufenthalt. Viel zu lange, denke ich. Was willst du neun Stunden auf dem Flughafen machen? Koffer unterbringen und noch einen Abstecher rein nach Sydney? Auf keinen Fall! Das wäre mir viel zu gefährlich. Sydney ist nicht eben mal Bonn oder Köln. Nein, kommt nicht in Frage. Die pragmatischste Lösung ist ein Zimmer im Flughafenhotel. Da kannst du dich ausruhen, rumgammeln, Fernsehen gucken und entspannt was essen. Bevor es dann weitergeht hast du auch noch Gelegenheit, dich frisch zu machen. Checken wir mal ab, was es da für Möglichkeiten gibt.
Das Rydges Sydney Airport Hotel liegt direkt gegenüber dem internationalen Flughafen und bietet einen kostenfreien Transfer vom Terminal des Inlandsflughafens Sydney mit einem Flughafenbus. Perfekt. Buchen! Auf die paar Dollar kommt es jetzt auch nicht mehr an 🙂
Ansonsten merke ich, dass meine Ruhe und Gelassenheit langsam schwindet. Ich erwische mich dabei, wie ich gedanklich schon wieder alle „Eventualitäten durchspiele“. Ich habe angefangen, eine To Do Liste zu erstellen und arbeite die ersten Punkte bereits ab. Heute habe ich noch einmal dein Konto mit einem „Notgroschen“ gefüllt. Mir ist es wichtig, dass du im Falle des Falles Zugriff auf genug Debit hast.
In unseren Telefonaten merke ich, dass auch dir offensichtlich mehr und mehr bewusst wird, dass sich dein Auslandsjahr dem Ende zuneigt. Hin und wieder bemerke ich eine leichte Melancholie. Auch wenn du dich riesig auf zu Hause und auf uns freust, unbewusst weist du, dass du einige Dinge in dieser Form nicht mehr erleben wirst. Einfach mal Abends spontan am Strand mit Freunden sitzen und den Sundowner zuschauen. Oder die unbeschreibliche Natur Australiens genießen. Deinen Lieblingsplatz am See besuchen, wie du sagst. Einen weiteren Lieblingsplatz wirst du mit deiner Gastmutter noch einmal am Wochenende aufsuchen – ihr reist noch einmal in das tolle Hotel nach Cairns. Toll, dass sie das mit dir macht!
Ich bin so froh, dass du diese tolle Erfahrung gemacht hast und dich so klasse dort durchgeschlagen hast. Doch noch mehr Freude ist bei dem Gedanken in mir, dich in 15 Tagen endlich wieder in die Arme zu nehmen.
War das die Ruhe vor dem Sturm? | X+280

Lange hat man hier nichts gelesen.
Warum?
Weil alles irgendwie seinen Gang geht. Es gab nichts wirklich aufregendes zu berichten. Häufig bin ich gefragt worden, ob ich noch mal was über Alina schreibe. Der Blog aber dreht sich in erster Linie nicht über Alina und was sie dort erlebt, sondern wie ich das Auslandsjahr von ihr empfinde und für mich verarbeite.
Alles geht seinen Gang? Nicht alles!
Seit heute Morgen 10:00 Uhr kommt ein bisschen Hektik in der Familie Theuerzeit auf. In den letzten Tagen habe ich schon öfters über die bevorstehende Rückreise nachgedacht, ob alles reibungslos laufen wird?
Und als hätte ich es heraufbeschworen, erhalten wir heute Morgen die Information, dass die Fluggesellschaft, die dich von Townsville nach Brisbane bringen soll, Insolvenz angemeldet hat. Da denkste, ok – suchen wir halt eine andere Fluggesellschaft. Soweit so gut, wenn es nicht zeitgleich heißen würde, dass alle Langstreckenflüge von Brisbane aus ebenfalls gestrichen wurden. Von dort hättest du nach Abu Dhabi fliegen sollen. Die Strecke ist aktuell zu wenig nachgefragt. Es muss also ein völlig neuer Rückreiseplan her.
Die Organisation konnte den Weiterflug von Brisbane nach Abu Dhabi verlegen, so dass du nun von Sydney nach Abu Dhabi fliegen sollst. Hört sich gut und unkompliziert an. Jetzt heißt es aber, wie kommst du nach Sydney? Inlandsflüge finden zur Zeit kaum bis unregelmäßig statt. Eine weitere – hier jetzt nur kleine – Hürde ist, dass du bei der Fluggesellschaft einen negativen Coronatest vorweisen muss. Dieser darf nicht älter als 96 Stunden sein.
Ich informiere dich und wie soll es anders sein, du bist völlig cool und gelassen. Berichtest mir direkt von den Corona-Drive-Through-Möglichkeiten vor Ort. Gut denke ich, du hast dafür einen Plan. Jetzt müssen wir dich nur noch nach Sydney bringen. Ach ja – und hoffen, dass es ansonsten keine weiteren Überraschungen gibt.
13:40 Uhr
Flug von Townsville nach Sydney – checked!
Die Organisation hat einen Flug gefunden – der auch am selben Tag geht und mit ausreichend Umsteigezeit eingeplant ist.
Schpeise Karte | X+203
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Heute wurde mir bei Facebook eine Erinnerung von einem Post angezeigt. Diesen hatte ich vor acht Jahren veröffentlicht. Damals, du warst sieben, hast du uns eine Speisekarte erstellt. Wie man sieht, war sie sehr abwechslungsreich:-)
Witzigerweise kommt diese Erinnerung jetzt zu einer Zeit, wo du aktuell in Australien ein Schülerpraktikum absolviert. Du arbeitest in einem Café. In deinem Lieblingscafé. Es heißt Hoi Polloi. OK, sieht von außen eher wie eine Bruchbude aus, scheint aber dort En Vogue zu sein. Die FB-Seite gibt einen interessanten Einblick.
Vor wenigen Monaten war aber an einem Job in einem Café noch gar nicht zu denken. Ich erinnere mich. Du warst überrascht, dass viele Jugendliche in deinem Alter schon jobben und sich ihr Taschengeld aufpimpen. Die meisten kellnern oder sind in sonstigen Dienstleistungsbetrieben unterwegs. Du warst so begeistert, dass du ebenfalls „arbeiten“ wolltest. Das aber ist dir mit dem Studentenvisum in Australien verboten. Deine Idee, spätestens in Deutschland einen kleinen Job zu suchen. Als wir so gemeinsam darüber diskutierten und ich dir einige Ideen an die Hand gab, konntest du dir nicht vorstellen, in einem Café oder in irgendeiner Form als Bedienung zu arbeiten. Es läge dir nicht – mit den Menschen und schon gar nicht „zu rechnen“.
Ich erinnere mich an die Zeit zurück, als du während einer Kreuzfahrt in Muscat sagtest „Niemals werde ich Mama und Papa verlassen“. Es ging damals um ein Auslandsjahr. Das war für dich völlig unvorstellbar. Heute bist du schon seit 203 Tagen in Australien und wirst noch weitere 113 bleiben. Wie die Zeiten sich ändern, denke ich. Von der Ferne betrachtet machst du eine wahnsinnige Entwicklung mit. Ich frage mich ob mir das auch so intensiv aufgefallen wäre, wenn du nicht nach Australien gegangen wärst?
Jetzt arbeitest du nicht nur in einem Café sondern zauberst auch schon einen schönen KaPoschieno. Ich freue mich, wenn du mir den ersten in Deutschland servierst.