Wie kommt es zu einem 40 Minuten Videotelefonat? | X+11

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…indem das Kind Langeweile hat 😀
Ein verpasster Videoanruf in unserem Chatverlauf. Mist denke ich, was ist los – etwas wichtiges? Ich versuche dich umgehend per Videoanruf zu erreichen. Keine Antwort. „Schatz, alles gut?“ Ganze 20 Minuten später: „Ja, mir ist nur langweilig“. Wir verabreden uns für meine Mittagspause – da fahre ich nach Hause und wir haben Zeit. Ganze 40 Minuten haben wir gequatscht. Du liegst auf dem Bett deiner Gastschwester – sie liegt neben dir. Ihr chillt. Du hast noch deine Schuluniform an und fängst an zu erzählen- wie ein Wasserfall. Du berichtest von der Schule, von deinen Aktivitäten, deinen Freunden und von dem Essen. Heute hast du mit deiner Gastmutter eingekauft – du vermisst unser Essen. Du hast den Einkaufswagen nur mit Sachen vollgepackt, wo du Bock drauf hast: dunkles Brot, Lachs, Avokado, Fleisch und vieles mehr. Deine Sorge, die Gastmutter wäre darüber erschrocken, war unbegründet. Du erzählst, dass sie sich richtig gut um euch kümmern würde – sie fährt euch überall mit dem Auto hin und geht mit euch auch ins Restaurant. Ich merke du fängst an, die deutsche Sprache mit englischen Worten zu „spicken“ und frage, ob du schon in English träumen würdest. Nein, aber du hast dich selber dabei erwischt wie du bei deinen Hausaufgaben beginnst, in Englisch zu denken.

Von der High-School erzählst du, dass sie einfach riesig sei – so viele Gebäudekomplexe. Zwischen den Unterrichtsstunden habt ihr zwei Minuten Zeit, um die Klasse zu wechseln. Das würde zum Teil nicht ausreichen wenn man beispielsweise von Block A in den Block D laufen müsste. Ohnehin sei es ein einziger Irrgarten und du müsstest oft Schulkameraden nach dem Weg fragen. Heute hattest du deine International Student Water Skills Qualification. Eine Art Schwimmtest. Kindergarten, sagst du.

Du fragst ob es bei uns anders ist ohne dich: Ja! Es liegen keine Klamotten mehr auf dem Boden herum. Ich kann die Treppe ohne Hürden von Jacken und Taschen einfach nach oben gehen. Das Bad? Aufgeräumt! Wir haben heute morgen sogar darüber nachgedacht, dass unsere gute Haushaltsfee vielleicht nur noch alle zwei Wochen kommen braucht. OK, das wolltest du jetzt nicht hören 😛 Ob du uns vermisst, frage ich. Verlegen bringst du ein „Nicht so richtig“ heraus. Gut, das wird bestimmt noch kommen denke ich. Aber besser ist es natürlich für alle Beteiligten so.

Wir haben solange gesprochen, dass uns die Themen ausgehen – du schaust stumm in die Kamera und ich „erlöse“ dich dadurch, dass ich mir jetzt das Mittagessen machen müsse. Bei uns ist es ja 12:00 Uhr. Wir verabschieden uns und ich denke: Cool, warte einfach ab bis deine Tochter Langeweile hat, dann wirst du mit Informationen zugebombt 😀

Quelle: https://www.google.com/maps/dir//pimlico+state+high+school/@-19.2870408,146.783775,496m/data=!3m1!1e3!4m9!4m8!1m1!4e2!1m5!1m1!1s0x6bd5f977cbcba34b:0xa3a8b98fd3681fa0!2m2!1d146.7830052!2d-19.2881882

Nur sporadisch Nachrichten | X+10

Die letzten drei Tage sind vergangen wie im Flug. Mama und ich sind gerade wieder im Karneval unterwegs – du weißt ja, dann wird es bei uns immer etwas hektischer und es bleibt wenig Zeit für die anderen Dinge. Gerade fühlt es sich für mich an, als ob ich dich in den letzten Tagen vernachlässigt habe – ich habe dir kaum geschrieben. Du warst mit den Nachrichten auch etwas karger. Nur kurz mal eine Info, was gerade bei dir geht. Du bist viel unterwegs. Jetzt kommt mehr und mehr der Alltag rein. Auf beiden Seiten. Heute morgen schickst du ein Video. Du hast die Umgebung von deinem Haus eingefangen. Du schreibst, dass ihr wieder im Rock Pool schwimmen gewesen seid und du mit deinen Freunden in Cafes bist. Nach der Schule seid ihr zu einer Freundin nach Hause gefahren. Die Familie hat im Garten einen Pool. Was soll man bei der Hitze auch machen, außer ständig im Wasser zu hängen 😀

Komisch für mich, dass in unserem Wohnzimmer jetzt nur noch meine Uniform hängt und ich ohne dich mit den Stadtsoldaten unterwegs bin. Viele Kadetten und Kameraden fragen nach dir – wie es dir geht und wie du dich einlebst. Auch die ehemaligen Betreuer des Kindercorps stellen viele Fragen – sie kennen dich am längsten, bist ja schon seit jungen Jahren ein Karnevalsjeck 🙂 Also mache ich in dieser Session den Karneval ohne dich und freue mich, dass du im kommenden Jahr wieder mit dabei bist.